6 Tage Vipassana Meditation – Willkommen im Irrenhaus!

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Hi, Ich bin eve

Als ich mich dazu entschied, an der Vipassana Meditation in Chiang Mai teilzunehmen, habe ich mir gedacht, dass es eine interessante, aber nicht allzu schwere Erfahrung wird. Ich wusste, dass es hart werden könnte, ab 11.00 nichts mehr zu essen und seeeehr früh aus dem Bett zu müssen. Aber den Rest habe ich mir tatsächlich eher als angenehm vorgestellt. Viel Ruhe, in der Natur sein und nur bei mir die ganze Zeit. Irgendwie wie Urlaub nur mit viel sitzen.

Vipassana Meditation Erfahrung

Gut, dass ich absolut keine Ahnung davon hatte, wie hart so etwas sein kann.

Hier ein kleiner Überblick, über meine Gedanken & mein Wohlbefinden während der knappen Woche:

Vipassana Meditation Erfahrung Tag 1: Warum tue ich das? Habe ich einen Vollschaden? Was soll mir das bitte bringen? Nach 11.00 nichts mehr essen? Halloooo??? Ich brauche meine Süßigkeiten doch wie die Luft zum atmen.

Tag 2: Ich fühle mich schwach und extrem gealtert. Bin ich dieser Erfahrung gewachsen? Ich habe es vollkommen unterschätzt. Ich bin angespannt anstatt entspannt. Meine Gedanken wollen einfach nicht aufhören. Es ist laut, sehr laut sogar! Meine Birne ist kurz davor zu explodieren. Zusätzlich komme ich mir vor wie in einer Sekte oder Irrenanstalt. Alle laufen weiß gekleidet rum, verhalten sich merkwürdig und schweigen sich an.

Tag 3: Ich fühle mich morgens top! Frisch, klar und ausgeruht. Wow..ich habe das schlimmste überstanden.
Abends fange ich wieder an zu verzweifeln und kriege schlechte Laune. Um 18.00 bin ich schon so müde, dass ich während der Meditation einschlafe.
Der Rücken schmerzt und meine Gedanken auch! Hallo Kopfschmerzen – Goodbye Energy!

Tag 4: Die Gedanken werden weniger. Mein Rücken schmerzt aber dafür umso mehr. Ich mache heimlich in meinem Zimmer Yoga, um die Schmerzen loszuwerden. Das meditieren ist keine Qual mehr. Es gibt inzwischen Momente, in denen ich es richtig genießen kann.

Tag 5: Ich fühle mich gut. Leicht irgendwie. Meditieren fällt mir immer leichter. Mein Körper wird ganz leicht. Ich spüre ihn kaum noch. Ein unglaubliches Glücksgefühl kommt in mir auf. Ich realisiere allmählich, was da eigentlich passiert und was wirkliche Freiheit bedeutet. Um dahin zu kommen, müsste ich sehr viel länger dort bleiben. Dennoch gut zu wissen, dass es gute, aber schmerzhafte Methoden gibt, die einen dahin führen können.

Vipassana Meditation Chiang Mai

Tag 6: Mir geht’s besser und besser. Vielleicht, weil es meine letzten Stunden dort sind und ich mich auf die “Realität“ freue. Ich nutze die paar letzten Stunden noch sinnvoll und entspannt, bevor es mit dem Tuk Tuk zurück in die Stadt geht.
Okay, da bin ich nun zurück in der normalen Welt! Irgendwie freue ich mich nicht. Wo ist das Glücksgefühl, von dem so viele erzählt haben? Ich fühle mich komisch. Meine Stimmung ist irgendwo zwischen “das ist mir alles zu viel, ich will zurück“ und “boah..gleich gibt’s Müsli und ‘nen Coconut Latte“.

Vipassana Meditation Chiang Mai

Ab dem nächsten Tag habe ich mich wie high gefühlt, was nach wie vor noch anhält. Ich bin langsamer, aber konzentrierter und fühle mich aber dabei als ob ich schweben würde. Alles ist intensiver irgendwie. Ganz schwer zu beschreiben dieses Gefühl.
Ich esse auch weniger und habe bisher keine Süßigkeiten angerührt, obwohl ich sonst süchtig danach bin.

Vipassana Meditation Chiang Mai

Mein Fazit:

Meine unschönsten Seiten kamen während dessen zum Vorschein.
Ich urteile normalerweise nicht über Menschen – jedenfalls meine ich das. In der Zeit hab ich mich des öfteren dabei erwischt, als ich dachte “Boah, muss die jetzt echt vorm essen erst ne Stunde beten?“ “Was guckt der Typ mich so scheiße an?“, “Altaaa..kannste die Tür auch leise schließen“ und zig andere vollkommen schwachsinnige Gedanken.

Alles Dinge, die mich sonst die Bohne nicht interessieren würden und mich auch nicht aus der Ruhe bringen könnten.

Es war aber einfach eine Extremsituation! Ich hatte Hunger, war müde und sauer über meine ständigen Gedanken. Dadurch das reden und alles andere außer sitzen, untersagt war, staut sich alles innerlich an und kann nicht rausgelassen werden. Es auszusitzen ist die einzige Möglichkeit, die ich hatte! Also keine wirklich angenehme.

Mir kam die ganze Sache so vor, als ob mein Verstand im Gefängnis sitzt und sich versucht auf schmerzhafte Art und Weise zu befreien.
Oder was es noch eher auf den Punkt trifft: Dein Geist wird ohne Betäubung operiert und du bekommst die Schmerzen ganz bewusst mit.
Der Parasit, der dir die ganze Zeit schlecht zuredet wird entfernt! Es gleicht einer Befreiung.

Vipassana Meditation Erfahrung

Du weißt, dass du nicht deine Gedanken bist! Geht ja auch gar nicht, sonst würdest du deine Gedanken ja gar nicht bemerken. Es ist eine sehr mächtige Einsicht, das zu wissen. Denn DU kannst das Gefasel lenken!
Ansonsten könntest du dich über deine Gedanken gar nicht freuen oder aufregen.
Du kannst deine Gedanken ja beobachten und teils auch lenken.
Schon daran erkennst du, dass du viel, viel mehr bist, als nur die Stimme in deinem Kopf.
Und es ist mehr als fantastisch das zu realisieren. Du stehst weit über deinen Gedanken. Du bist viel mächtiger , als du es für möglich hältst.

Eine wichtige Sache, die ich während der paar Tage für mich realisiert habe ist, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen hab und dass ich weitergehen sollte und sogar viel mehr dafür tun sollte. Ich weiß nicht wohin mich dieser Weg führen wird. Ich weiß aber, dass es noch großartig werden wird!

Und hier kommt meine Liste verschiedener Vipassana Meditation Retreats

Vipassana Retreats in Chiang Mai

Vipassana Retreats in Thailand

Vipassana Retreats weltweit

Dies war ein Auszug aus meinem Buch Freiheit beginnt im Kopf. Wer mehr von mir und meinen Erfahrungen lesen möchte, dem kann ich mein Buch ans Herz legen.

Freiheit beginnt im Kopf

Und wenn du das Gefühl hast, dass du etwas Unterstützung auf deinem Weg brauchst, dann schau doch mal in meinem Online-Kurs FREE TO BE vorbei.

Evelin Chudak Online Kurs

Comments +

  1. rapha sagt:

    Interessanter beitrag! Ich bin in ein paar wochen in chiang mai. Wie viel hat das ganze gekostet? 🙂

  2. Mandy sagt:

    Toller Artikel liebe Eve! Ich wollte schon immer mal wissen, wie sowas abläuft 😉 Ich mache zwar auch gern Yoga, aber Meditieren ist (bisher) irgendwie nicht so mein Ding gewesen…aber wer weiß, vielleicht kommt das ja noch 🙂 Danke jedenfalls für diesen spannenden Einblick!

    Liebe Grüße
    Mandy

    • Hi Mandy,
      sehr gern! Fand es auch total spannend und gleichzeitig spannend, sowas mal mitzuerleben.
      Mir fällt meditieren auch eher schwer..wie man ja auch rauslesen kann 😀
      Liebe Grüße,
      Eve

  3. Janine sagt:

    Liebe Eve,

    interessanter Artikel :)! Ein Freund von mir macht das fast jedes Jahr, aber dann für 10 Tage. Es ist immer sehr spannend, was er berichtet.
    Mich würde daher interessieren, welche Gedanken du dabei hattest? Ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Aber was hat dich in dem Moment beschäftigt? Kamen eventuell auch Ängste, Zweifel oder andere Emotionen hoch? Du hast uns einen sehr kurzen Einblick gewährt, doch würde ich gerne mehr darüber erfahren, was in dem Moment genau bei dir passiert ist.

    Viele Grüße,
    Janine

    • Liebe Janine,
      ich kann deinen Freund da absolut verstehen.
      Werde es ab jetzt auch jedes Jahr machen, aber dann für etwas länger als 6 Tage.
      Dadurch, dass es “nur” 6 Tage waren, war es für mich nicht möglich tief genug zu gehen.
      Ängste kamen keine hoch, eher Zweifel, dass ich nicht stark genug für diese Erfahrung bin.
      Meine Gedanken bezogen sich nur auf die letzten Monate. Jeder Gedanke kam aber nur ein mal und danach nie wieder, was ich sehr interessant fande. Denn normalerweise kommen die selben Gedanken ja immer wieder. Mir kam es tatsächlich vor, wie eine Reinigung. Als ob mein Unterbewusstsein danach nie wieder damit belastet wird und dadurch Platz für neues geschaffen wird.
      Ich hab mich über simple Dinge aufgeregt, da die Situation einfach extrem war und ich normalerweise auch jeden Tag Kaffee trinke und extrem viel Zucker zu mir nehme. Mein Körper hatte also zusätzlich auch noch daran zu knabbern. Detox halt auch mentaler und körperlicher Ebene.
      Ich habe zwei mal vor Freude geweint, weil ich plötzlich so ein tolles, leichtes und begrifflich gutes Gefühl verspürte. Der Großteil der Zeit war aber eher das Gegenteil davon 😉
      Die interessantesten Einsichten, die ich während der Zeit gewinnen konnte waren, dass ich mehr “arbeiten” sollte und was Beziehungen angeht, ich jemanden brauche, mit dem ich gemeinsam..oder sogar an ihm wachsen kann. Ich tendiere nämlich normalerweise dazu, es mir so einfach wie möglich zu machen.
      Im Großen & Ganzen waren es aber eher Kleinigkeiten, die in meinem Kopf auftauchten. Dinge, die passiert sind und einfach noch nicht verarbeitet waren.
      Falls du noch weitere Fragen haben solltest, kannst mir gern schreiben.
      Liebe Grüße,
      Eve

  4. Janine sagt:

    Wow Eve, vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Mein guter Freund Roland berichtet auch immer darüber, dass der Kopf so laut sei. Die Gedankenkreise einen echt fertig machen. Er und wohl auch noch andere spielen jedes Mal am 3. oder 4. Tag mit dem Gedanken doch abzubrechen, weil es so schwierig ist. Er berichtet noch darüber, dass man sich viel mit sich selbst auseinandersetzt und sich das nicht immer so gut anfühlt. Daher finde ich das sehr spannend, was jeder so zu berichten hat :). Du hast das sehr schön beschrieben. Vielen Dank für diesen intimen Einblick!

    Liebe Grüße,
    Janine

    • Sehr gern! Die Erfahrung deines Freundes kann ich nur so bestätigen.
      Die Gedanken sind einfach nur anstrengend und rauben einem massig Energie. Wenn wir die ganzen Gedanken nicht hätten, würden wir wahrscheinlich mit 3-4 Std Schlaf pro Nacht auskommen 😉
      Ach, und ich hab schon nach ein paar Stunden daran gedacht zu flüchten 😀
      Liebe Grüße,
      Evelin

  5. Neni sagt:

    Interessant, was man für Emotionen während so einer Woche durchmacht.

  6. janet sagt:

    Ich musste sehr schmunzeln als ich diesen Beitrag gelesen habe. Mein erster 10 Tage Vipassana Kurs liegt nun 4 Jahre zurück, aber an diese intensiven Gedanken und Gefühle kann ich mich sehr lebhaft erinnern. Es dauerte bei mir etwa 7 Tage bis ich aufgehört habe innerlich mit der Entscheidung zu kämpfen und so zu tun als hätte mich jemand gezwungen da zu sein. Und diese “bösen” Gedanken die man hat…jaa hatte ich auch.
    Als wir 9-ten Tag das schweigen beendet haben (und ich dachte vorher dann werde ich das sagen, und das, und das…endlich) hatte ich plötzlich nichts was unbedingt gesagt werden müsste.
    Übrigens steht mir meine nächste Schweigemeditation im Januar bevor (allerdings in einem Vipassana Zentrum in Polen) Ich bin gespannt ob es weniger intensiv wird, wenn man schon eine Vorstellung hat worauf man sich einlässt.
    Viele liebe Grüsse Janet

    • Liebe Janet,
      bei wird es noch intensiver gewesen sein, da du ja ein paar Tage mehr hattest.
      Hast du denn nach den sieben Tagen angefangen es zu genießen?
      Ich will das nächste mal 10-14 Tage meditieren, da es einfach noch viel wirkungsvoller und interessanter wäre.
      Wo genau gehts denn nach Polen?
      Liebe Grüße,
      Eve

  7. Thomas Seibl sagt:

    ja du bist durch die Tür der Langeweile gegangen… respekt! Sich der Langeweile zu stellen schafft nicht jeder… 6 Tage schon gar nicht. Waren es früher nicht 10 Tage? (ich habs selbst noch nicht gemacht. Vipassana)

    • Ich würde es noch nicht mal die Tür der Langeweile nennen. Was da so manchmal im Kopf los ist, ist alles andere als langweilig.
      Ja, die klassische Vipassana Meditation dauert zehn Tage. In dem Tempel, in dem ich war, läuft alles genauso ab wie bei der Vipassana, nur dass man zwischen 1 und 30 Tagen bleiben kann.
      Das nächste mal werd ich mich an die zehn Tage trauen 😉

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