Der Menstruationszyklus, der passiert so nebenbei, schränkt mich ein, ist lästig, unnötig, die schlimmste Sache der Welt, belastend, schmerzhaft…Ich bin nur froh, wenn es vorbei ist! Das sind Aussagen, die ich immer wieder von Frauen höre. Und auch ich habe meine Teenagerzeit und einen Großteil meiner 20er mit dem ambivalenten Beziehungsstatus „Ok. Here we go again“ verbracht. Ich habe jahrelang meine zyklische Natur mit der Pille betäubt, habe an körperlichen Anzeichen vorbei gelebt und Emotionen ignoriert. Bis ich dank eines Burnouts anfing, mich bewusst mit meinem Körper auseinanderzusetzen und begann, ihm anders zu begegnen….wertschätzender, sanfter. Ich begann hinzuhören. Und dieses Hinhören hat mein Leben, meine Beziehung zu mir selbst und meinem Menstruationszyklus grundlegend verändert.
Ich fing an zu bemerken, welchen negativen Einfluss Stress auf mein Erleben des Zyklus hat, wie die Wut sich immer wieder Wege zu bestimmten Zeiten in meinem Zyklus gebahnt und dringend nach einem Ventil gesucht hat. Doch erst als ich drei Monate alleine durch Nordamerika reiste und viele Nächte im Zelt unter uralten, riesigen Bäumen und atemberaubenden Sternenhimmeln verbrachte, fing ich an, die Magie der Erde und der Mondin zu spüren und mich als Spiegel von Himmel und Erde wahrzunehmen. Ich begann die Verbundenheit mit meinem ganz persönlichen inneren und den äußeren naturgebundenen Rhythmen zu erleben.
Die Natur zeigt, dass es Phasen der Ruhe und Stille bedarf, bevor etwas Neues entstehen kann und dass alles beständig wiederkehrt. Doch unterliegen wir als Gesellschaft dem Glauben, immer leisten zu müssen, effektiv den Tag genutzt haben zu müssen, immer erreichbar sein zu müssen…zu müssen. Wir schauen nur nach vorn, halten nicht an, weil uns eventuell etwas einholen könnte. Wir sind entfernt von unserem zyklischen Sein, das gerade in den Frauenkörpern noch sehr verankert ist.
Photo: Jake Hills
Frauen durchlaufen den Menstruationszyklus heutzutage 25 bis 40 Jahre. Das ist eine verdammt lange Zeit, die Frauen damit verbringen, diesen Teil ihres Seins nicht bewusst zu (er)leben. Wie oft ist mir „ich blute gerade“ besonders gegenüber Männern im Hals stecken geblieben. Übrig blieb das Verschweigen einer Empfindung und ein so tun als wäre nichts, als wäre es ein Tag, an dem ich genauso leistungsfähig bin wie an anderen. Das Verstecken einer doch so körperlichen und emotionalen Realität hat dazu geführt, dass Generationen von Frauen eine Sprachlosigkeit gegenüber einem Teil ihrer weiblichen Natur, ihrer Mystik, ihrer Kraft und inneren Verbundenheit entwickelten. Wie wenige Mädchen hatten das Glück, in das Frausein initiiert zu werden und wie viele emotional allein gelassene Mädchen müssen heute noch durch learning by doing, welches meistens zu emotionalen Verletzungen führt, das Frausein entdecken. In welcher Welt würden wir leben, wenn Frauen mit ihrem Körper, ihren Bedürfnissen, Kraft und Grenzen verbunden wären und bereit wären, diese zu leben?
Und es sind genau diese Schätze, die der Menstruationszyklus den Frauen in immer wiederkehrenden und doch immer ein klein wenig anderen Kreisen lehrt. Der Menstruationszyklus ist ein Weg der Präsenz, präsent sein mit sich, der inneren Gefühls- und Empfindungswelt. Jeder Tag ist anders, mit anderen Bedürfnissen. Das Wahrnehmen der Schwankung in Vitalität, Sexualität, Kreativität, Kontaktfreudigkeit, Gefühlen und vieles mehr unterstützt die Verbundenheit zu sich und das Annehmen der eigenen Person. Das Zyklische gibt Struktur und gleichzeitig hilft es dabei, sich mit Neugier zu betrachten und zu üben, sich den Freiraum zu geben, so zu sein wie Frau an dem Tag ist. Der Menstruationszyklus ist deshalb auch ein Weg der Selbstliebe.
Photo: Erol Ahmed
Und dann bringt der Menstruationszyklus Aufmerksamkeit auf eine Region, in der sich Frau eher selten aufhält…das Becken. Unsere Wurzel, körperliche Sicherheit, Erdung und Stauraum von Gefühlen, die zu fühlen Angst macht oder von den Ahnen weitergegeben worden sind und unbewusst in der Körpererinnerung schlummern. Und wie oft übergeht Frau ihre körperlichen Grenzen, nimmt auf, ohne bereit zur Öffnung zu sein und betäubt ihre Wurzel. So ist es ganz verständlich, dass es nicht einfach ist, sich auf diesen Teil des Körpers einzulassen. Es ist jedoch gerade das Becken, das Frau hilft, sich auf das Mysterium Leben einzulassen, Vertrauen in sich und in die Rhythmen des Lebens zu lernen. Das Bluten ist nicht nur da, um das Loslassen von dem was körperlich sowie emotional nicht mehr gebraucht wird, zu üben, sondern ist ein ganz natürlicher meditativer Zustand, bei dem Frau einen Zugang zur inneren Einkehr, Stille, Leere, Raum erhalten und insbesondere Erdung erfahren kann. Es ist die Erdung, die Erfahrung von körperlicher Sicherheit, die helfen kann, sich fallenzulassen in das ungewisse und doch beständige und tragende Lebensnetz. Die Anbindung zum Becken über den Menstruationszyklus hilft, aus der Mitte heraus zu leben und zu manifestieren, der Intuition zu folgen statt dem Gedankenkarussell die Führung zu übergeben, im Außen nach Lösungen zu suchen und aus einem innerem Druck heraus, Entscheidungen zu treffen.
Der Menstruationszyklus verkörpert die Lebensthemen, trägt die seelischen Wunden und Herausforderungen, die Gefühle, die nicht gelebt werden möchten. Und so ist für jede Frau die Zykluserfahrung eine andere. Der Menstruationszyklus gibt uns die Chance, uns auf den Weg zu machen zu uns selbst, Zyklus für Zyklus zu wachsen, und uns vorzubereiten auf einen neuen Lebensabschnitt – die Jahre der Weisheit – um dort in voller Kraft zu strahlen.
„Dieser Kalender soll eine Brücke bilden zwischen den wahrnehmbaren Zeichen der verschiedensten Zyklen und der Magie, welche das Leben uns fortwährend schenkt.”
Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich das aller erste Mal meine Tage bekommen hab. Damals hab ich heimlich meine Mutter dafür verantwortlich gemacht und sie böse angeschaut. … Heute lebe ich meine Tage als MEINE Tage, Zeit für mich. Fühlt sich definitiv besser an 😉
Nach vier veröffentlichten Büchern und fast zehn Jahren Blog-Business, kann ich dir dabei helfen. Schau in meinen Kursen vorbei und mach den Schritt in Richtung Freiheit.
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Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich das aller erste Mal meine Tage bekommen hab. Damals hab ich heimlich meine Mutter dafür verantwortlich gemacht und sie böse angeschaut. … Heute lebe ich meine Tage als MEINE Tage, Zeit für mich. Fühlt sich definitiv besser an 😉